Deine Resilienz stärken

Kürzlich kam eine Frau auf mich zu und fragte mich, wie sie resilienter werden könne. Sie wolle sich für die Herausforderungen des Lebens stärken, vorbereiteter sein für belastende Lebensereignisse, individuelle und globale Katastrophen. Diese Anregung hat mich dazu inspiriert, diesen Blogeintrag mit dir zu teilen.

Ich habe in meiner Masterarbeit der klinischen Psychologie zu Resilienz geforscht, mich also eine Zeit lang sehr intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Neben dem wissenschaftlichen Hintergrund teile ich mit dir hier eine Perspektive, die sich aus meinem persönlichen Selbsterfahrungs- und Entfaltungsweg und meiner professionellen Erfahrung als Psychologin und Coachin zusammenfügt.

Zunächst einmal zur Begriffsklärung. Das geläufigste Synonym von Resilienz im Deutschen ist psychische Widerstandsfähigkeit. Widerstandsfähigkeit assoziieren wir mit Härte, Standfestigkeit, Robustheit. Ist es jedoch wirklich wichtig und zielführend, bei belastenden Lebensereignissen möglichst hart zu sein? Ich finde nicht. Ich sehe genau im Gegenteil die Überwindung der emotionalen Belastung, die wir durch herausfordernde Lebensereignisse erfahren, nämlich in der Akzeptanz.

Denn erst durch Akzeptanz können sich Widerstände auflösen. Durch Akzeptanz können wir schwere Gefühle ziehen lassen. Kämpfen wir dagegen an, um möglichst „widerstandsfähig“ zu sein, so wird der Druck immer größer, bis der Damm schließlich bricht und mit ihm auch wir zusammenbrechen. Eine treffendere Beschreibung von Resilienz sehe ich in der Anpassungsfähigkeit an herausfordernde Lebensereignisse. Hierin sehe ich bildlich ein mitgehen mit dem Verarbeitungsprozess, anstatt eines Dagegen-angehens gegen die eigenen Emotionen und Gedanken.

Und nun zurück zur eigentlichen Frage- wie kannst du deine Resilienz stärken?

Lerne dich besser kennen.

„Bis wir uns das Unbewusste bewusst machen, wird es unser Leben lenken und wir werden es Schicksal nennen.“- C.G. Jung

Deine Resilienz kannst du auf verschiedenen Wegen stärken, die sich ergänzen. Der bedeutsamste und somit das Fundament für alle anderen ist es, dich selbst noch besser kennenzulernen. Wenn du weißt, was dir gut tut, besitzt du in Krisenzeiten bereits ein Repertoire an Self-Care-Strategien, aus dem du schöpfen kannst.

Was tut dir gut? Welche Tätigkeiten lassen dich ins dich-spüren kommen? Was macht dich glücklich? Sorge bereits im Hier und Jetzt gut für dich. Du musst nicht erst ins Leiden kommen, um Selbstfürsorge zu betreiben. Das ist ein ungesundes Narrativ unserer kapitalistischen Gesellschaft, dass wir uns die Dinge immer erst verdienen müssen.

"Man wird nicht dadurch erleuchtet, daß man sich Lichtgestalten vorstellt, sondern durch Bewusstmachung der Dunkelheit.“ - C.G. Jung

Deine Sonnenseiten zu leben ist wichtig. Deine Schattenseiten zu erkunden, zu akzeptieren, zu integrieren noch viel bedeutsamer.

Wo bist du noch zu sehr im Widerstand gegen deine eigenen Bedürfnisse, weil dich ein Bewertungssystem davon abhält, diesen nachzugehen? Welche Wege gibt es, diesen Bedürfnissen Raum zu geben? Wovor hast du Angst? Und was steckt hinter diesen Ängsten? Wozu dienen sie dir? Und wie kannst du sie auflösen?

Geh auf eine Erkundungstour mit deinen Ängsten, imaginativ/meditativ und/oder praktisch. Da jedes Gefühl einen Einfluss auf den Körperzustand hat und wir ohne den Körper wahrzunehmen, auch Gefühle und Bedürfnisse schwieriger wahrnehmen können, ist es notwendig, deinen Körper in diese Reise miteinzubeziehen.

Welches Bedürfnis erfüllt diese Angst, welchen Anteil in dir nährt sie? Wo spürst du sie in deinem Körper? Wovor schützt sie dich?

Erlaube dir, dich deinen Ängsten zu stellen, denn so plakativ das auch klingen mag, nur so findest du einen Weg, hinter die Angstfassade zu blicken und dich somit von ihr zu befreien. Ich habe kürzlich an einer Temazcalzeremonie (Schwitzhütte) teilgenommen und mich somit einer der für mich wohl unangenehmsten Situationen ausgesetzt. Ich saß mit vielen Menschen über einen sehr langen Zeitraum in einem dunklen, heißen Raum mit tiefer Decke. Diese Erfahrung war für mich wohl eine der größten Herausforderungen meines bisherigen Lebens und somit eine der befreiendsten, denn hinter der Angst liegt die Freiheit.

Lebe so, dass jeder Tag ein guter Tag zum sterben ist.

Ein Tauchlehrer meinte einmal auf Galapagos zu mir „Heute ist ein guter Tag zum sterben.“ Im ersten Moment war ich irritiert, bis ich Zugang zu der tieferen Bedeutung seiner Aussage erhielt. Denk über den Tod nach. Das mag dir im ersten Moment Angst machen, aber wie weiter oben bereits geschildert, erhöht Vermeidung nur den Druck. Das ist ein essenzieller Teil deines Prozesses, dir bewusst zu machen, was dir im Leben im Kern wichtig ist und was du noch erfahren möchtest. Gestalte dein Leben so, dass du nichts bereuen würdest, wenn du heute sterben würdest.

Ich stelle mir regelmäßig diese Frage. Wenn ich jetzt sterben würde, was hätte ich dann jetzt bereut, nicht getan zu haben? So lebe ich bewusst und achtsam in der Gegenwart und fließe entschieden mit dem Strom meines Lebens.

Je besser du dich selbst kennst, desto mehr Verlässlichkeit trägst du in dir.

Je mehr du dich auf dich selbst verlassen kannst, desto stärker wird dein Vertrauen in dich. Dein Selbstvertrauen.

Die Kraft der Routinen

„Routinen geben Kindern Sicherheit und Erwachsenen Sinnhaftigkeit.“ (Brianna Wiest, 2022)

Routinen sind verlässlich. Routinen kosten uns keine zusätzliche Energie. Sie sind integraler Bestandteil unseres Lebens. Diese Beständigkeit wird dich in herausfordernden Situationen durch den Alltag tragen. Häufig ist unser inneres Kind in diesen Phasen präsenter und ruft nach Sicherheit und Geborgenheit. Durch Vorhersagbarkeit, die Routinen per definitionem in sich tragen, wird dieser Anteil in dir versorgt. Routinen haben wir von kleinauf beobachtet und erlernt. Sie stehen in Verbindung mit unserem Urvertrauen.

Was du jetzt dafür tun kannst? Mache dir deine gesunden Routinen bewusst und frage dich, welche du ändern, ablegen, welche neuen Routinen du einladen möchtest, um dich zu stärken.

Arbeite an deiner Lebenskraft.

Phil Stutz (2022) hat gesagt, dass wir in Krisenzeiten unser psychisches Wohlbefinden um 85% steigern können, indem wir unseren Körper darin unterstützen, besser für uns arbeiten zu können. Die Grundpfeiler hierfür sind Sport, gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf. Nährst du deinen Tempel, deinen Körper, dann wird er sein Bestes tun, dich durch diesen Anpassungsprozess zu tragen. Dein Darm beispielsweise produziert einen Teil deiner Glückshormone, die wiederum dein psychisches Wohlbefinden steigern. Gib ihm gutes Futter, damit er weiterhin so schön arbeiten und dich mit den Hormonen versorgen kann, die du brauchst.

Wichtig ist es auch, deine Energieräuber zu kennen, die Dinge in deinem Leben also, die dich unglücklich machen und Kraft kosten. Was bringt dich aus der Mitte, welche ungesunden Verhaltensweisen erschweren dir dein Leben? Was davon kannst du ändern und was nicht? Fokussiere dich in gestärkten Lebensphasen darauf, die Energieräuber, auf die du Einfluss hast, kleinschrittig zu reduzieren, denn in krisenbehafteten Phasen fehlen uns hierfür häufig die Kapazitäten.

Schaffe dir Orientierungspunkte in der Zukunft.

Im Coaching sagt man, die Zukunft ist nicht ein Ort, an den wir gehen, sondern ein Ort, von dem wir kommen. Erlaube dir also, deine Ziele zu formulieren und lass sich deine bewussten, sowie die unbewussten Anteile dahingehend ausrichten. Formuliere deine kurz-, mittel- und langfristige Ziele. Kurzfristig meint innerhalb der nächsten 12 Monate, Mittelfristig innerhalb der kommenden ein bis vier Jahre. Deine langfristigen Ziele beschreiben den Zeitraum von fünf bis zehn Jahren.

Ein liebevoll-kritischer Blick auf deine soziale Umgebung.

Welche Menschen sind wahre Energiegeber in deinem Leben? Bei wem fühlst du dich sicher? Bei welchen Menschen wiederum verabschiedest du dich von einem Treffen mit einem unguten Gefühl und lauten, schweren Gedanken?

Schütze dein Energielevel und lade es auf. Erlaube dir, die Menschen, aus deren Verabredungen du sonst in einem Höhenflug, mit geöffnetem Horizont oder einfach mit einem sehr angenehmen Gefühl herausgehst, verstärkt in deinen Alltag einzuladen. Sie werden dir auch in herausfordernden Lebenssituationen die Kraft und Zuversicht vermitteln, welche du in dieser Zeit besonders dringend brauchst. Stelle die Verabredungen mit Energieräubern hintan und sei achtsam und sorgsam mit deinen Energieressourcen.

Resilient zu sein bedeutet nicht, Alles allein zu schaffen. Es zeugt von emotionaler Reife, aktiv um Unterstützung zu bitten und sich Hilfe zu suchen. Sowohl im unmittelbaren Umfeld als auch in Form einer professionellen Begleitung.

Ich erhebe mit meinem Beitrag keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Ich fasse hier Impulse aus der Wissenschaft, Erkenntnisse meiner Arbeit als Psychologin und Coachin, sowie meinen persönlichen Erfahrungen als Mentee und Coachee zusammen.

Wenn du erleben möchtest, wie es ist, mit mir auf eine co-kreative Reise zu gehen, in der wir dich dir selbst näher bringen und somit deine Ressourcen mobilisieren, deine Resilienz zu entfalten, dann schreibe mir

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